geändert am 8.4.2005 - Version Nr.: 1. 3
Alexandriner
Der Alexandriner ist ein
zwölfsilbiger, bei weiblicher Endung dreizehnsilbiger Vers mit betonter 6. und
12. Silbe, benannt nach dem altfranzösischen Roman d'Alexandre (um 1180). Der
deutsche Alexandriner besteht aus jambischen, meist paarweise gereimten sechsfüßigen
Versen.
Alliteration (= Stabreim)
der Stabreim ist die älteste Form der Bindung deutscher Verse
(Hildebrandslied), die im 9. Jh., später auch aus der englischen und nordischen
Dichtung verschwindet. Er entsteht durch Gleichheit der Anfangskonsonanten.
Alkäische Strophe
Dies ist die nach Alkäis benannte Strophe. Sie besteht aus aus zwei elfsilbigen Versen, einem
neunsilbigen und einem zehnsilbigen Vers. Besonders Horaz hat sie verwendet.
Anapher
Dies meint die Wiederholung syntaktisch beherrschender Wörter, wie zum
Beispiel in "Wie flog, was rund der Mond beschien / wie flog es in die Ferne
..."
Anakoluth (Gedankensprung)
Eine semantische Satzkonstruktion wird nicht richtig fortgesetzt, weil die Gedanken mitten im Satz eine andere Richtung nehmen. (Beispiel: Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reißend, / Den Zahn schlägt sie in seine weiße Brust ...)
Anapäst
Es ist ein steigender Versfuß mit zwei Senkungen "~~_". Ein Beispiel mit
vier Anapästen ist der Vers: "Übers Jahr, übers Jahr, wenn der Frühling dann kommt ..."
Assonanz (unreiner Reim)
unvollständiger Reim, bei dem nur die Vokale übereinstimmen. Vorwiegend in
der spanischen und altfranzösischen Dichtung beliebt, kommt er auch in der
Deutschen Romantik vor.
Ballade
Die Ballade ist ein erzählendes Gedicht. Meist ist es düster gestimmt und
sprunghaft. Oft wird die Dialogform gewählt.
Die Blütezeit der deutschen Volksballade liegt etwa zwischen 1250 und 1450 mit
Stoffen aus Epik, Geschichte und Erzählgut. Später wurden auch andere Themen mit
einbezogen.
Bild
In der Literaturkritik fasst man unter dem Begriff Bild alle bildlichen und bildhaften Ausdrucksweisen.
Häufig wird auch der Begriff Metapher verwendet.
Binnenreim (Versreim)
Bei einem Binnenreim wird das Reimwort am Versende im Inneren der Verszeile
wieder aufgenommen. Ein Beispiel ist der folgende Vers: "So bald war's kalt
..."
Chiffre
Eine Chiffre ist Begriff oder Phrase, der oder die wiederholt in bestimmten Zusammenhängen auftaucht.
Zum Beispiel verwendet Trakl "blau" zusammen mit "Wild", "Steppe",
während für G. Benn "blau" "das Südwort schlechthin" ist. Das
Chiffre ist also eine Eigenart des Dichters und muss vom wohlgesonnenen Leser
speziell entziffert (= dechiffriert) werden.
Daktylus
Es ist ein fallender Versfuß mit zwei Senkungen "_~~". Ein Beispiel mit
drei Daktylen ist der Vers: "Hab ich den Markt und die Straßen doch ..."
deutscher Vers
Der deutsche Vers ist vierhebig. Die Zahl der Senkungen ist
variabel.
Distichon
Wenn die Strophe aus zwei verschiedenen Versen besteht, spricht man von
einem Distichon. Meist besteht das Zeilenpaar aus einem Hexameter und einem Pentameter.
Ellipse (Parataxe)
Verkürzte Rede, in der die Aussage auf die wichtigsten Satzteile reduziert
ist. Ein Beispiel ist der Ausruf: "Eine schöne Geschichte!" Die Ellipse
ist ein Spezialfall der Parataxe.
Enjambement (Zeilensprung)
Davon spricht man, wenn ein Satz über das Versende hinaus geht.
Epos
Für die Römer war das Epos ein Medium zur nationalen Selbstdarstellung. Heute
wird darunter meist die lyrische Verherrlichung eines Tatbestandes oder einer
Person verstanden (Heldenepos).
Epanalepse
Damit ist die Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang des
Satzes gemeint.
Epipher
Damit ist die Wiederholung des gleichen Wortes am Ende von Wortgruppen, Sätzen oder
Perioden gemeint. Beispiele sind: "Oh Mutter! Was ist Seligkeit? / Oh Mutter! Was ist Hölle / Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit / Und ohne Wilhelm Hölle!"
Euphemismus
Etwas Schreckliches oder Feindliches wird gegenteilig bezeichnet.
Der Euphemismus ist der Anti-Vergleich, wie der Ausdruck "Kap der guten
Hoffnung" zeigt.
Ghasel
Ein Ghasel (von arab.: ghasai, Gespinst) ist ein lyrisches Gedicht aus dem
Kulturkreis der Inder, Perser und Türken. Es besteht aus zweizeiligen Strophen,
deren zweiter Vers immer den in der ersten Strophe angewandten Reim hat
(Reimstellung aa, ba, ca, da,..).
Haiku
Eine dreizeiliges Silbengedicht mit dem Silbenschema 5-7-5. Die Haiku
entstammen der der japanischen Lyriktradition und sind dort auch inhaltlich
beschränkt. Vom Haiku leiten sich weitere Gedichtformen ab.
Hebungen
Ein Wort setzt sich aus aus betonten und unbetonten Silben zusammen. Die
betonten Silben heißen im Vers Hebung. In den Wörtern Anhebung, Senkung
oder Lyrik sind jeweils die fettgedruckten Silben betont.
In Versen steht das Versmaß manchmal der natürlichen Sprechweise entgegen.
Hexameter
Der Hexameter als epischer Vers besteht aus sechs Versfüßen, zumeist Daktylen, wobei der letzte
Versfuß um eine Silbe gekürzt ist.
Idyll
Ein Idyll ist ein kleines episches oder dialogisches Gedicht, welches inhaltlich die ländliche
Einfachheit, einen idealen unschuldsvollen Zustand lobpreist. Unter Theokrit
(antikes Griechenland) wurde das Idyll zur eigenen Literaturgattung.
Jambus
Es ist ein steigender Versfuß mit einer Senkung "~ _". Ein Beispiel mit
dreiundeinhalb Jamben ist der Versanfang: "Befiehl du deine Wege ..."
Katachrese (Bildbruch)
Damit bezeichnet man die Verwendung eines nicht passenden, fehlerhaften
oder fremden Ausdrucks. Beispiele sind die "gepflückten
Kartoffeln", die "laute Tränen" oder auch das "welke
Licht".
Klapphornvers
Die Klapphornverse sind
eine in Deutschland entstandene humoristische Gedichtform mit vier gereimten
Versen. Es besteht eine Ähnlichkeit zum Limerick.
Knittelverse
Paarweise reimende, vierhebige Verse heißen Knittelverse. Beim freien Knittelvers sind die
Senkungen unregelmäßig gefällt, beim strengen sind sie einsilbig.
Lautmalerei
Viele Wörter sind als Lautmalerei typischer Geräusche entstanden. Der Name
"Zilpzalp" beschreibt den typischen Gesang des entsprechenden Vogel.
So sind in die viele Worte die typischen Geräusche der benannten Objekte
nachempfunden. Im Gedicht verwendet man die Lautmalerei, um bestimmte Stimmungen
zu erzeugen. Die Vorherrschaft der Vokale "A", "O" und
"U" erzeugt im Deutschen oft eine "düstere" Stimmung, während
die Vokale "E" und "I" oft eine helle freundliche Stimmung
hervorrufen. Eine Gedicht mit Lautmalerei ist das Gedicht
"schtzngrmm" von Ernst Jandl (Gedicht
und Lesung).
Lehrgedicht
Ein Gedicht, das auf angenehme und unterhaltende Weise belehren will und dabei an
keine bestimmte poetische Form gebunden ist, nennt sich allgemein Lehrgedicht. In der griechischen und römischen
Antike wurden bestimmte Wissensbereiche in poetischer Form vorgetragen (so z.B.
De rerum natura von Lukrez, Georgica von Virgil und die Ars poetica von Horaz).
Die Lehrdichtung des Mittelalters ist reich an praktischen und moralischen
Hinweisen.
Leitmotiv
Wiederholtes Auftauchen eines Gegenstandes an bedeutsamer Stelle.
Limerick
Ein Limerick ist ein einstrophiges Gedicht mit fünf Verse in der Reimfolge
AABBA, wobei
gemäß Edward Lear sich jeder A-Vers aus drei Anapästen und jeder B-Vers aus
zwei Anapästen zusammen setzen sollte. Oft haben die Limerick anzüglichen oder
humoristischen Inhalt und regionale Bezüge.
Litotes (doppelte Verneinung)
Etwas Positives wird durch die Verneinung des Gegenteils ausgedrückt,
wie zum Beispiel im Ausruf: "Wir haben nicht wenig gelacht!"
Metapher
Die Metapher ist ein wichtigste uneigentliche Sprachform. In ihr wird ein bestimmter Begriff
in einen ursprünglich fremden Bedeutungsbereich übertragen.
Dieses Stilmittel findet sich zum Beispiel in den Ausdrücken wie "das Meer des
Lebens" oder "der Strom des Lichts". -> siehe Bild.
Metonymie (pars pro toto)
Hier steht steht das Besondere für das Allgemeine, wenn mit dem "Herd" für Haus und
Familie oder mit dem "weißes Haar" für das
Alter beschrieben wird.
Metrik
Die Metrik ist die Verslehre oder auch die Verskunst. Sie beschreibt den
sprecherischen Aufbau von Versen, wobei der gute Dichter im Vers immer das
gleiche Metrum verwendet.
Metrum (=Versfuß, Versmaß)
Das Metrum definiert für zwei oder drei aufeinanderfolgende Silben die Abfolge
von Hebungen und Senkungen. Das Zeichen "~" bezeichnet eine Senkung
und "_" eine Hebung. Der Dichter unterscheidet vier wichtige Metren,
die beim Hörer bestimmte Stimmungen verstärken können:
zweisilbiges Metrum | dreisilbiges Metrum | ||
~ _ |
Jambus (steigend, zur Hebung hin) |
~~_ |
Anapäst (steigend, zur Hebung hin) |
_ ~ |
Trochäus (fallend, zur Senkung hin) |
_~~ |
Daktylus (fallend, zur Senkung hin) |
Minnesang
Die Liedstrophe des Minnesangs ist dreigeteilt; zwei gleich gebauten Stollen
steht ein dritter abweichender Teil, der Abgesang, gegenüber. Der Reim ist
kunstvoll und streng.
Nibelungenvers
Dies meint eigentlich eine Strophe mit vier Langversen, die sich sich paarweise
reimen.
Oxymoron
Verbindung zweier sich ausschließender Vorstellungen wie
die "bittere Süße" oder die "schwarze Milch der Frühe". Das
Stilmittel findet sich oft in bildhaften Vergleichen.
Parallelismus
Unter dem Parallelismus versteht man die klare Gleichordnung von
Satzkonstruktionen. Beispiel ist: "Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee."
Parataxe (Ellipse)
Eine Ellipse ist eine verkürzte Rede, in der die Aussage auf die wichtigsten Satzteile reduziert
ist. Ein Beispiel ist der Ausruf: "Eine schöne Geschichte!" Die Ellipse
ist ein Spezialfall der Parataxe.
Pentameter
Der Pentameter ist ein antiker daktylischer Vers mit verkürztem drittem und
letztem Versfuß. Die verkürzten Versfüße wurden ursprünglich zu fünf Versfüßen gezählt. In der
deutschen Dichtung weist der Pentameter jedoch sechs Hebungen auf und wird
zusammen mit Hexametern und Distichen verwendet.
Personifikation
Bei dem Mittel der Personifikation stellt man Dingen oder Abstrakta als Personen
dar, wie zum Beispiel in "Der Winter ist ein rechter
Mann."
Perspektive
Die Perspektive ist der Standort des Erzählers, von dem aus ein Geschehen geschildert wird. Ein
oft eingenommene Perspektive ist das Gedicht-Ich oder der Erzähler.
Reim
Gleichklang zweier oder mehrerer Silben, die meist am Wort- und Versende
stehen (nicht beim Stabreim). Es ist sprachliches Kunstmittel, dass in
der Dichtung bei den meisten Völkern auftritt. Die Reime werden
verschiedentlich bewertet:
- männlicher (stumpfer) Reim: die Reimworte enden mit einer betonten Silbe: "sag - mag".
- reicher Reim: bei den Reimworten ist der vorletzte, meist betonte Vokal
identisch.
- rührender Reim (identical rime): bei den Reimworten ist nicht
nur der vorletzte, meist betonte Vokal identisch und sondern auch die
Konsonanten sind identisch. Ein Beispiel ist das Reimpaar "Gefangen -
verfangen".
- weiblicher (klingender) Reim: die Reimworte enden mit einer unbetonten Silbe: "gesungen - gesprungen".
Reimstellung
Die Reimstellung beschreibt die relative Annordnung mehrerer Reime innerhalb
eines Gedichts. Gängige Reimstellungen sind:
- Reimpaar: aa bb cc ...
- Kreuzreim: abab cdcd
- verschränkter Reim: abba (innerhalb von 4 Versen)
- Schweifreim: aabccb (innerhalb von 6 Versen)
Rhythmus
Gliederung des Sprachablaufs im geregelten harmonischen Wechsel von langen
und kurzen, betonten und unbetonten Silben durch Pausen und Sprachmelodie. Der
Rhythmus beruht auf der Spannung zwischen metrischem Schema und natürlicher Wortbetonung.
Aktuelles Beispiel: Im Sprechgesang des Raps bestimmt der Rhythmus die
Betonungen im Text.
Saturnier
So heißt das altrömisches Versmaß mit Langversen, bei dem Zahl und Anordnung beträchtlich schwanken.
Beste Beispiele sind die Übersetzung der Odyssee von Livius und der Punische
Krieg von Naevius. (Im Internet ließ sich keine genaue Beschreibung des
Versmaßes finden.
Senkungen
Ein Wort setzt sich aus aus betonten und unbetonten Silben zusammen. Die
unbetonten Silben heißen im Vers Senkung. In den Wörtern Anhebung, Senkung
oder Lyrik sind jeweils die nichtfettgedruckten Silben
unbetont. In Versen steht das Versmaß manchmal der natürlichen Sprechweise
entgegen.
Sestine
ist eine aus sechs Strophen bestehende Gedichtform zu je sechs jambischen
Verszeilen. Erschwerend werden die Schlusswörter der Verse der ersten Strophe werden
in allen sämtliche Strophen in freier Folge beibehalten. Weiter kehrt das Schlusswort der letzten Zeile einer Strophe als Schlusswort der ersten Zeile der folgenden Strophe wieder. An die sechs Strophen schließt sich eine dreizeilige Coda an, in der sämtliche Schlusswörter in der Reihenfolge der ersten Strophe frei verarbeitet wiederkehren.
Silbe
Eine Silbe ist eine Lauchform, die aus einem Vokal oder Doppelvokal und
Konsonanten besteht. Da die Vokale im Kehlkopf als Stimmlaute und die
Konsonanten im Mund als Zischlaute gebildet werden, ist die
Silbe die kleinste Sprecheinheit eines Wortes. Die Silbe ist das kleinste
rhythmische Wortelement, welches der Dichter zum melodischen Dichten verwenden
kann.
Siziliane
So heißt die spezielle Stanze mit dem Reimschema ab,ab,ab,ab.
Sonett
Ursprünglich "Klanggedicht", in Italien entstanden mit 14
Versen in
zwei Teilen, von denen der erste aus zwei Strophen von je vier Versen, der
zweite aus zwei Strophen von je drei Versen besteht. Die ersten beiden Strophen
haben das Reimschema des Kreuzreims oder des Paarreims. Die letzten beiden
Strophen bilden einen Schweifreim.
Stabreim (=Alliteration)
der Stabreim ist die älteste Form der Bindung deutscher Verse
(Hildebrandslied), die im 9. Jh., später auch aus der englischen und nordischen
Dichtung verschwindet. Er entsteht durch Gleichheit der Anfangskonsonanten.
Stanze
Die
aus Italien stammende Strophenform besteht aus acht Versen mit durchgehend weiblichen
Endreimen. Das Schema ist ab, ab, ab, cc. Seit der Renaissance wird die Stanze besonders
in epischer Dichtung verwendet. Eine Stanze mit dem Schema ab,ab,ab,ab wird
Siziliane genannt. Lord Byron und Edmund Spenser verwendeten die Reimstellung
ab, ab, bc, bc mit einem neunten auf c reimenden Sechsheber.
Strophe
in der Strophe bilden mehrere Verse eine größere rhythmische Einheit, die ein- oder
mehrmals wiederholt wird, um ein Gedicht zu formen. Die Anfänge der
Strophenbildung in Europa gehen auf Archilochos zurück, der sich auf
zweizeilige (Distichen) oder dreizeilige Strophen beschränkte. Bei Alkaios und
Sappho bestanden die Strophen meist aus drei oder vier Versen. In der Chorlyrik
des 5. Jh.'s, besonders bei Pindar und im Drama oft aus zehn bis zwanzig
Versen.
Symbol
In einem konkreten Gegenstand ("Kreuz, Ring") wird ein allgemeiner Sinnzusammenhang sichtbar.
Manchmal spricht man auch von Emblem, wenn einem bestimmten Zeichen ein bestimmter Sinn zugeordnet ist.
Zum Beispiel ist die Palme ein Sinnbild der Treue. Spezielle Symbolformen sind Synekdoche und Metonymie (pars pro toto):
Im letzteren Fall steht das Besondere für das Allgemeine, wenn mit dem "Herd" für Haus und
Familie oder mit dem "weißes Haar" für das
Alter beschrieben wird. Beim erstgenannten Begriff steht umgekehrt das Allgemein
für das Besondere, wenn zum Beispiel das "Sterbliche" den Menschen
symbolisiert.
Synästhesie
In einem Ausdruck verschmelzen mehrere Sinneseindrücke,
wie zum Beispiel in folgenden Versen: "Durch die Nacht, die mich umfangen / blickt zu mir der Töne Licht
..."
Synekdoche
Hier steht das Allgemein für das Besondere, wenn zum Beispiel das "Sterbliche" den Menschen
symbolisiert.
Takt
regelmäßiger Wechsel von Betonung und Nichtbetonung
Terzine
Die Terzine ist eine Strophe aus drei elfsilbigen Versen. Ein Spezialfall ist die Sapphische Strophe,
benannt nach der griechischen Dichterin Sappho, die aus drei gleichgebauten Elfsilblern (Trochäen mit eingeschobenem Daktylus an dritter Stelle) und
einem Fünfsilbler (Daktylos und Trochäus) besteht.
Topos
Topi sind "feste Cliche's oder Denk- und Ausdrucksschemata" (R. Curtius),
die aus der antiken Literatur übernommen wurden. Ein Beispiel ist der "locus amoenus",
der als fertige Landschaftsszenerie eine Idylle mit Wiesen, Wald, Quellen und
Vogelsang umfasst. Die japanische Lyrik kennt strenger sogar die real
existierenden uta-makura-Orte, die immer wieder von Dichtern beschrieben
werden.
Trochäus
Es ist ein fallender Versfuß mit einer Senkung "_ ~". Ein Beispiel mit
vier Trochäi ist der Vers: "Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo!"
Umschreibung
Der eigentliche Gegenstand oder Sachverhalt muss über einen Umweg erschlossen werden.
Ein Beispiel ist der Vers: "Als sie ihn sah, fühlte sie die Hand Amors
..."
- Synästhesie: In dem Ausdruck verschmelzen mehrere Sinneseindrücke,
wie zum Beispiel in folgenden Versen: "Durch die Nacht, die mich umfangen / blickt zu mir der Töne Licht
..."
Verdinglichung
Bei diesem Mittel werden abstrakte Begriffe oder Themen mit Ausdrücken beschrieben, die der
Leser sich vorstellen oder anfassen kann. Durch das Verdinglichen entstehen
Symbole oder Chiffren. "Die Schale des Schreckens", "die wachsende
Angst" oder "die befleckte Ehre" sind Beispiele für die
Verdinglichung.
Vergleich
Eine Sache wird mit einer anderen verglichen: "Fest wie ein Baum stand er."
Spezielle Formen sind
- Euphemismus: Etwas Schreckliches oder Feindliches wird gegenteilig bezeichnet.
Der Euphemismus ist der Anti-Vergleich, wie der Ausdruck "Kap der guten
Hoffnung" zeigt.
- Oxymoron: Verbindung zweier sich ausschließender Vorstellungen wie
die "bittere Süße" oder die "schwarze Milch der Frühe". Das
Stilmittel findet sich oft in bildhaften Vergleichen.
Vers
Eine Zeile im Gedicht heißt Vers. Im älteren Wortgebrauch wird der Begriff
Vers auch für eine Strophe oder eine ganze Gedicht verwendet
Verwirren
Eine Sache aus seinem gewohnten Schema heraus reißen. Hierbei gibt es
verschiedene Formen, wie ein Dichter Verwirrung stiften kann:
- Anakoluth (Gedankensprung): Eine semantische Satzkonstruktion wird nicht richtig fortgesetzt, weil die Gedanken mitten im Satz eine andere Richtung nehmen. (Beispiel: Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reißend, / Den Zahn schlägt sie in seine weiße Brust ...)
- Katachrese (Bildbruch): Verwendung eines nicht passenden,
fehlerhaften oder fremden Ausdrucks. Beispiel sind die "gepflückten
Kartoffeln", die "laute Tränen" oder auch das "welke Licht".
- Litotes (doppelte Verneinung): Etwas Positives wird durch die Verneinung des Gegenteils ausgedrückt,
wie zum Beispiel im Ausruf: "Wir haben nicht wenig gelacht!"
- Zeugma: Ein Verb beherrscht mehrere gleichgeordnete, aber nicht gleichartige Objekte bzw. Sätze.
Ein Beispiel ist der folgende Satz: "Als Viktor zu Joachime kam, hatte sie Kopfschmerzen und Putzjungfrauen bei
sich."
Werben / Wiederholen
Dies ist kein stehender Fachbegriff. Er soll nur die verschiedenen
Stilmittel zusammenfassen, wie ein Dichter versuchen kann, seine Kernideen oder
seine Ideale zu transportieren. Hier folgt eine kleine Auflistung der
Werbeformen.
- Anapher: Wiederholung syntaktisch beherrschender Wörter, wie zum
Beispiel in "Wie flog, was rund der Mond beschien / wie flog es in die Ferne
..."
- Epanalepse: Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang des Satzes.
- Epipher: Wiederholung des gleichen Wortes am Ende von Wortgruppen, Sätzen oder
Perioden, wie zum Beispiel: "Oh Mutter! Was ist Seligkeit? / Oh Mutter! Was ist Hölle / Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit / Und ohne Wilhelm Hölle!"
- Parallelismus: Klare Gleichordnung von Satzkonstruktionen, wie zum
Beispiel: "Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee."
Zeugma
Ein Verb beherrscht mehrere gleichgeordnete, aber nicht gleichartige Objekte bzw. Sätze.
Ein Beispiel ist der folgende Satz: "Als Viktor zu Joachime kam, hatte sie Kopfschmerzen und Putzjungfrauen bei
sich."
Linkshinweise
Constanze Baum , http://www.literaturbaum.de/EinfuehrungB10.html, (aktualisiert unbekannt, besichtigt am 20.2.2005) - [Anmerkung: elf Buchzitate zur Lyrikanalyse, sehr kompakter Text]
Jürgen Matoni, http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ4/gedichte/gloss.htm, (aktualisiert 1998, besichtigt am 20.2.2005) - [Anmerkung: rhetorische Elemente gut beschrieben]
unbenannt, http://gedicht.adlexikon.de/Gedicht.shtml, (aktualisiert unbekannt, besichtigt 20.2.2005) - [Anmerkung: verschiedene interne weiterführende Links zu Definitionen]
Renate Golpon, http://www.limerick-queen.de/Kennzeichen_des_Limericks/body_kennzeichen_des_limericks.html, (aktualisiert unbekannt, besichtigt am 20.2.2005) - [Anmerkung: viele Limerick-Beispiele, gute Anleitung zum Dichten mit Takt und Rhythmus]